Wie plant man eine Städtetour, bei der man sich mit der Street Photography auseinandersetzen möchte? Wie geht man so etwas an? Soll man überhaupt planen oder sich einfach nur treiben lassen?
Man kann natürlich irrsinnig viele Blogs lesen, sich Reiseführer kaufen (die man aber dann bei Abfahrt unterm Wohnzimmertisch vergißt), sich vorab mit anderen Fotografen austauschen oder gar mit gleichgesinnten, ortskundigen "Scouts" treffen. Alles ist denkbar.
Die Gefahr, in die man sich hier begeben kann (insbesondere dann, wenn man Städtetouren noch nicht so oft gemacht hat): Man hat gedanklich den Kopf so voll, dass man sich auf die Straßenfotografie nur schwer oder erst sehr spät (meist kurz vor Ende des Trips) konzentrieren kann.
Der erste Tag ist meist bestimmt davon, ob auf der Anreise, am Flughafen, beim Einchecken im Hotel usw. alles richtig rund läuft. Es gibt immer eine Grundaufregung, eine Mischung aus Freude, Stress und Nervosität. Beeinflußt werden all diese Dinge auch davon, ob man alleine, mit einem oder mehreren Fotokumpels oder mit dem Lebensgefährten/-in unterwegs ist. Später muss man sich auch noch den Kopf über Nahrungs- und Getränkeaufnahme zerbrechen. Ein verwirrender U-Bahnplan, das Wetter und falsches Schuhwerk können einem dann letztendlich den Rest geben... wenn nicht vorher schon die fremde Sprache dafür gesorgt hat.
Ich kenne das alles, habe (fast) alles auch schon so durchlitten. Städtetouren können, müssen aber nicht anstrengend sein.
Mein Tipp: Seid tiefenentspannt! Denkt nicht so viel nach und lasst euch treiben. Versucht nicht, krampfhaft und auf die Schnelle irgendwelche Sehenswürdigkeiten aufzusuchen, um diese abzulichten. Nur um der Fotowelt bei Facebook, Instagram, Twitter & Co. zu zeigen, dass ihr nach 20 Jahren jetzt mal die Zeit hattet, euer "Kuhdorf" zu verlassen, um die 25te Rolltreppe zu fotografieren.
Anfang Juni 2018 war ich für 4 Tage in Wien. Ein großer Vorteil natürlich hier: Man spricht deutsch. Ich hatte meine Fuji X100F mit, als Ersatz die Ricoh GR (falls die Fuji wider Erwarten die Grätsche machen sollte). Letztgenannte lag dann schließlich nur im Hotel.
Vor Reiseantritt hatte ich mir mal intensiver die Wien-Artikel von 22places reingezogen. Und das war es auch schon. Handy und Tablet (für die erste Vorauswertung, abends im Hotel) waren natürlich auch dabei. Und mußte beim Packen schon feststellen: Mittlerweile hatte man mehr Ladegeräte als Unterhosen im Gepäck.
Wien ist irgendwie überschaubar, alles wirkt ruhiger. Nicht so stressig wie Paris oder London. Zu kämpfen hatte man mit der Hitze. Es war schon ziemlich mollig. Und eine Städtetour bei diesen Temperaturen ist natürlich auch nicht jedermanns Sache. Konkrete Anlaufpunkte hatte ich irgendwie keine. Den Prater beispielsweise hatte ich nur mal kurz von weitem gesehen. Hat mich auch nicht so wirklich interessiert. Warum? Weil den schon Millionen anderer Leute vor mir fotografiert haben, ganz einfach.
Mich interessiert, was Menschen machen, versuche nach witzigen Momenten Ausschau zu halten. Und das kann überall sein, auch schon bei der Anreise oder gleich vor dem Hotel.
Für mich gestaltete sich die "Fußgängerzonen-Fotografie" (mal wieder) als großes Problem. Mir liegt dieses Gewusel der Menschen nicht. Vernünftige Bildkompositionen sind hier für mich immer schwierig (Kärntnerstr./Mariahilferstr.). Generell würde ich auch Anfängern immer davon abraten, mit Fußgängerzonen in die Straßenfotografie einzusteigen. Ok, es sei denn, ich habe ein Faible für Straßenportraits. Dann muß ich halt da durch, durch die Fußgängerzonen.
Ich mochte hingegen den Naschmarkt. Ein herrlich unkompliziertes Fotografieren war es dort. Die Uferzeilen des Donaukanals eignen sich hervorragend für die Freunde der Streetart Fotografie. Für die Freunde der urbanen Street Photography kann ich die UNO-City empfehlen.
Was blieb am Ende? 640 geschossene Fotos. Und da sollte doch etwas Ordentliches dabei sein.
Bis dahin!