#NixmehrStayHome

Im März 2020 war auch ich tatsächlich eingeknickt. Nicht, dass ich die Lust an der Straßenfotografie verloren hatte. Aber der Reiz an der aktiven Fotografie auf der Straße war verflogen.

Alle hatten jetzt ihre eigenen Sorgen, rund um diese Pandemie. Es wurden Masken getragen, es gab Abstandsregeln, ja sogar Ausgangssperren. Es hatte mich nicht gereizt, dieses auch noch fotografisch, gar in einem Projekt, festzuhalten. Und hieran hatten sich einige probiert... viele davon mehr schlecht als recht.

Nur wenige dieser Projekte, die ich gesehen hatte, hatten mich wirklich überzeugt. Vielleicht war ich auch zu angenervt, von Menschen mit Masken, leeren Straßenzügen, Hinweis- und Verbotsschildern. Möglich, dass ich dieses in 20 bis 30 Jahren bereuen werde...

Es wurde jetzt gezoomt und geskypt. Und auch ich war dabei... mit nigelnagelneuer Webcam und nem top Headset. Auch mehr schlecht als recht... in der ersten Telefonkonferenz wurde mir erstmal ein Zettel mit der Aufschrift "Hansi, kannst Du uns hören?" in die Cam gehalten. An dieser Stelle Grüße an Reiner Girsch vom Magazin Soul of Street nach Köln...

Und es gab virtuelle Galerien im Netz. Ehrlich? Ich habe nie etwas beknackteres gesehen. Aber wie sollte man auch sonst in dieser Zeit seine "Alt-Werke" an den Mann/Frau bringen?

Meine Bibliothek an Bildbänden wurde aufgepimmt... u. a. hatten hier die neuesten Werke von Matt Stuart, Melissa O'Shaughnessy, Helen Levitt, Frank Horvat, Fred Stein und Enrico Markus Essl Einzug gehalten.

Mehrere Monate begleiteten mich Einkaufszettel... in einem Projekt, das bis heute noch nicht wirklich ein Ende gefunden hat. Ständig stolpert man über diese schon fast intimen Warenkörbe jeglicher Art. Und hierbei faszinieren mich die krampfhaften Versuche einer systematischen Auflistung mit ihren Rechtschreibfehlern immer noch.

Die ersten Lockerungen nahten. Und somit der Wiedereinstieg in die Straßenfotografie. Nach knapp über einem Jahr Pause wurden im Frühjahr 2021 Städtereisen nach Berlin und Hamburg festgezurrt.

Das Hotel in Berlin lag direkt an der Spree, nahe der Oberbaumbrücke. Somit Friedrichshain und Kreuzberg direkt vor der Tür. Und wie immer, wenn ich im Sommer in Berlin bin... Regen, viel Regen, vermischt mit sehr heißen, schwülen Tagen.

Kurz vor der Anreise nach Berlin bot mir der Straßenfotograf Martin U Waltz ein Treffen an. Nach einem längerem Talk bei einem Kaffee an einem Freitagnachmittag ging es vom Hackeschen Markt in Rtg. der Spree zur Museumsinsel und weiter zur gleichnamigen neuen U-Station der Linie 5. Eine schöne Architektur mit interessanten Lichtverhältnissen.

Spätestens hier habe ich mal wieder gemerkt, dass mir diese Art der Straßenfotografie mit ihren Linien- und Lichtgedöns nicht mehr lag. Diese "ästhetisch-schön-aber-langweilig-Fotografie" wollte und will ich auch nicht mehr. Die erneute Selbsterkenntnis nach diesem Wiedereinstieg: Ich brauche die Interaktionen von Menschen!

An der Treppe der James-Simon-Galerie sprach uns ein TV-Aufnahmeteam vom Sender 3Sat an... beim Thema "Hohenzollern" verwies ich dann aber freundlicherweise an... Martin. Fragen zur Fussball-Bundesliga hätten mir mehr gelegen...

Danke an dieser Stelle an Dich, Martin... für die interessanten Gespräche und dem kleinen Fotowalk.

Erkenntnisse aus diesen 5 Tagen in Berlin? Es ist immer noch, nach so vielen Jahren, ein tolles Hobby. Verlernen tut man nichts; auch nicht nach sogenannten "künstlerischen Pausen". Man sollte nur wissen, wie man diese sinnvoll überbrückt, wenn man denn dabei bleiben will.

Bis dahin... und: Bleibt gesund!