Wann ist ein Streetfoto eigentlich...

... ein "gutes" Streetfoto? Gibt es hierfür eigentlich Kriterien? Und wer entscheidet darüber? Muss ich fotografische Regeln einhalten, wenn ich in diesem Genre Motive fotografiere, das Foto später bearbeite, um es dann irgendwo zu präsentieren?

Achtet man beim Betrachten eines Fotos überhaupt darauf, ob Regeln eingehalten worden sind (wenn man sie denn überhaupt kennt) oder ist es dann doch die Geschichte im Bild und ihre Darstellung, die einen fängt?

Gibt man nur ein "Like" (Facebook) oder ein "Herz" (Tumblr, 500px), weil es der Fotokumpel ist und man einfach mal wieder "Hallo" sagen wollte, dass Foto an sich aber völlig für die Tonne ist? Oder findet man das Foto generell super, weil es vom Top-Streetfotografen xy ist, der so unheimlich bekannt ist... und das Foto ja sowieso schon über 500 "Likes" (bzw. "Herze") hat?

Diese Eigenarten, die ich oben beschrieben habe, habe ich in den letzten Monaten mehrfach erlebt. Ich habe dabei auch festgestellt, dass sich viele das (Straßenfotografie-)Leben wirklich schwer machen. Es wird -insbesondere in deutschen Foren- viel herumdiskutiert, Unterhaltungen schweifen ab und/oder geraten völlig aus dem Ruder.

Warum ist das so?

Liegt es vielleicht an dem Hype, den die Straßenfotografie zur Zeit in Deutschland erfährt? Dass ein jeder plötzlich Ahnung davon haben will, was Straßenfotografie ist, wie sie funktioniert und vor allem: Wie ein gutes Streetfoto auszusehen hat? Und: Werden denn die Fotos der Diskutierenden dadurch auch besser?

Nein, werden sie oft leider nicht! Ein seelenloses Foto gleicht dem anderen: Keine Nähe, keine Geschichte, keine Aussage, schlechte Bildqualität. Nichts, was den Betrachter fängt. Logos und unterstützende Bildtitel sind dann meist das i-Tüpfelchen.

Andererseits: Soll man, als erfahrener Straßenfotograf, einem Anfänger bzw. "noch-nicht-so-Erfahrenen“ schreiben, was man an einem Foto eher suboptimal findet, öffentlich, in einem Forum? Man kennt den Bildautoren ja schließlich nicht, weiß überhaupt nicht, wie dieser auf Kritik, Anregungen und Verbesserungsvorschläge reagiert. Und: Will er das überhaupt hören und möchte er Verbesserungsvorschläge annehmen?

Wie schrieb letztens ein Fotograf im Netz, nachdem er eine Art Frühjahrsputz betrieben und sich von einigen Communities getrennt hatte:

"Immer die gleichen Bilder, die gleiche Kommunikation. Ich besuche jetzt nur noch Homepages und Ausstellungen, wenn ich gute Bilder sehen will. Und wenn ich lernen möchte, schaue ich mir den Weltmeister und nicht den Bezirksmeister an."

Und schreibt weiter, dass der Kern und die Freude der Straßenfotografie immer noch das Fotografieren selbst und dazu der Austausch mit "echten" Menschen sei.

Meiner Meinung nach ist dem nichts hinzuzufügen!

Aber was ist nun ein "gutes“ Streetfoto? Ich denke, dass es immer der Betrachter für sich selbst, rein subjektiv, entscheiden sollte. Ebenso der Bildautor. Und wenn dazu auch noch mehrere, fachkundige Betrachter der einhelligen Meinung sind, es handelt sich um ein "gutes“ Streetfoto, dann wird es wohl so sein…

Ich gehe jetzt fotografieren, frei von Regeln. Ich lasse meine Augen, meinen Kopf und insbesondere mein Herz entscheiden, WAS ich WIE fotografiere und präsentiere.

In diesem Sinne!